Das Rennen

Startnummer

Die Anreise
Freitag, 17.06.2005, 20:45 Uhr - endlich ist es soweit. Das WoMo ist beladen und es kann losgehen. Da mein Bruder Peter geschäftlich in Darmstadt zu tun hatte, haben wir ausgemacht, dass ich ihn dort abhole. Nach 2 Stunden fahrt hatte ich ihn erreicht: Bruder, Gepäck und Fahrrad aufgenommen und gleich wieder weiter.
Wir fuhren auf der ‘Vogelflug-Linie’ über Fehmarn, Koppenhagen, Göteborg bis kurz vor Oslo, wo wir mit einer Fähre den Oslofjord überquerten. Weiter ging die Reise dann an der Küste entlang über Kristiansand in Richtung Stavanger. Kurz vor Stavanger legten wir noch
75 km biken ein, bevor wir dann weiterfuhren. Nach Stavanger wanderten wir zur Preikestolen am Lysefjord, was schon allein die Reise wert ist!

Weitere Stationen waren dann
Bergen, Alesund, Geirangerfjord,Trollstigen, Andalsnes bis Oppdal auf die Strecke. Von dort fuhren wir dann auf der Strecke bis nach Trondheim und hatten so die Möglichkeit, die ersten 130km in Augenschein zu nehmen. Als wir Trondheim erreichten hatten wir insgesamt 3.680km mit dem WoMo zurückgelegt!

Die Startunterlagen...
... erhielt ich im Hotel Britannica im Zentrum von Trondheim. Meine Startnummer war die 1860 von 2200. Ich wurde dem Startblock 17 um 09:35 Uhr zugeteilt. Der Aufkleber für das Begeleitfahrzeug - Nr. 162 - noch geschwind abgeholt und ab ging’s auf den Campingplatz bei Flakk. Nach einem ausgiebigen Abendessen (Gnocchi und Spaghetti) habe ich noch das Rad fertig gemacht sowie meine Klamotten und Verpflegung vorbereitet.

Samstag, 25.06.2005 - Der Tag der Wahrheit!
Um 06:45 Uhr klingelte der Wecker, der mich aus einem nicht wirklich tiefen Schlaf fast schon erlöste. Regen trommelte gegen das WoMo - na ja, damit hatte ich gerechnet. In meinem Bauch kribbelte es. Das reichhaltige Frühstück bestand aus Müsli, Marmaladebrote und einem Kohlenhydrateshake. Die Trinkflaschen wurden aufgefüllt, die vorbereiteten Klamotten angezogen.
Ursprünglich wollte ich nur mit Armlingen fahren, entschied mich dann aber doch noch für ein
Langarmtrikot, das ich eigentlich beim Aufstieg auf’s Dovrefjell ausziehen wollte dann aber doch bis
zum Schluß anbehielt.

Um 08:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Startplatz. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört.
Der erste Start erfolgte übrigens Freitagnacht um 24:00 Uhr, weiter ging es dann am Samstagmorgen um 07:00 Uhr, wo dann alle 10 Min., später alle 5 Min. je ein Block mit je 100 Fahrern auf die Strecke geschickt wurde.

09:35 Uhr - Start.
Die Straße ist zwar noch etwas nass aber geregnet hat’s schon seit einer Stunde nicht mehr. Wir rollten los und fuhren mit ca. 32 km/h aus Trondheim heraus, vorbei an dem Schilde
“OSLO 538 km”!  ‘Verdammt!’ denke ich, ‘Ist das weit!!’ Aber, ist ja nicht so, dass ich das nicht gewußt hätte.
Die erste Phase läuft recht gut, nach 8 km hatten wir die ersten der
vor uns gestarteten Gruppe eingeholt. Auch aus unserer Gruppe haben sich schon Grüppchen gebildet. Irgendwann überholte mich dann auch Peter mit dem WoMo und erinnerte mich daran, dass noch 530 km vor mir liegen würden!
Meine Beine fühlten sich richtig gut an - nach 40 km! Plötzlich kommt uns Peter entgegen, mit dem Rad. Er fährt bis kurz vor die erste Verpflegungsstelle bei Garli mit. Dort machte ich einen kurzen Aufenthalt zum Auffüllen der Flaschen und etwas essen. Zwei Bananen ins Trikot und weiter geht’s.
Durch die unterschiedlichen Verweildauern an den Verpflegungsstationen bilden sich dann immer neue Grüppchen. Unterwegs zur zweiter Verpflegungsstelle radelte ich mit
zwei Norwegern, einer war mit seinem MTB (vorne Stollen, hinten 2,35er-Slick) unterwegs. Die fingen dann irgendwann mal an ihre Kekse auszupacken und zu futtern. Der Rennradler der Beiden fuhr nur ‘Kette rechts’, während ich noch im mittleren Blatt kurbelte. Bei der Verpflegungsstation bei Oppdal fuhren die beiden durch und ich sollte sie erst wieder kurz vor Oslo treffen.
Der vermeintlich anstrengenste Teil - die Auffahrt auf das Dovrefjell - stand bevor! Die Anstiege konnte ich recht locker hochkurbeln und der Rückenwind sorgte auch noch für einen guten Schnitt. Den höchsten Punkt bei Hjerkinn hatte ich nach 170km, 1.650hm und 06:06h erreicht. Oben erwarteten mich kühle Temperaturen und ein starker Wind, direkt oder schräg von vorne, der mich auf den folgenden 25km ständig begleiten sollte. Zudem hatte ich dort 15km alleine zu fahren, bevor ich 2 Jungs traf,
denen ich mich anschloß. Bei der anschließenden Abfahrt zur Verpflegungsstation Nr. 3 bei Dombas konnte ich es dann wieder krachen lassen, was ich auch zur Lockerung meiner Beine nutzte. In Dombas gab es dann eine warme
Gemüsesuppe mit Fleisch, was richtig gut tat - die Beinmassage von Peter übrigens auch! Nach 30Min. gings weiter.

Die weitere Fahrt wurde ich von einem angenehmen Rückenwind begleitet, der erst ca. 100 km vor Oslo nachlies. Kurz nach Dombas fuhr ich einen Radler (Engländer) auf, mit dem ich dann die nächsten 200km zusammen fuhr. Unterwegs wurden wir von einer Gruppe eingefangen, in der wir mitfahren und uns wieder lockern konnten. Eine norwegische Gruppe mit zwei Frauen. Die Gruppe harmonierte sehr gut miteinander, und es fiel nicht schwer, mich ihnen anzupassen. Leider bog die Gruppe kurz vor der 4. Verpflegungsstation ab - die hatten ihre eigene Verpflegung - schade eigentlich.
Kurz darauf erreichte ich die nächste Verpflegungsstelle bei K
vam (271km). Wieder Flaschen auffüllen, Wurst-Käse-Brot essen, Bananen einschieben und nach 8 Min. gings weiter. Mit dem Engländer gabelte ich noch 2 andere Biker auf, mit denen wir zusammen Station Nr. 5 bei Kvitfjell nach 325km erreichten.
Mittlerweile war es kurz vor 21:00 Uhr. Die Zeit verging wie im Fluge, und da die Helligkeit annähernd gleich bleib, ging mir das Zeitgefühl etwas verloren. Meine Beine fühlten sich immer noch sehr gut an, was ich nach der Distanz doch positiv bemerkte. Nach 8 Min. Pause, gerade als ich aufs Rad stieg, fuhr ‘meine’ Gruppe wieder vorbei, der ich kurz darauf auch wieder angehörte. Na, wenn das nicht passt! Ca. 30km später wurden wir von einer Gruppe aufgefahren, die es richtig krachen ließen. Alle hängten sich in den Sog des ‘D-Zuges’, der mit gut 5-6km/h schneller war, und ließen uns bis Lillehammer ziehen. Meine alte Gruppe war zuvor wieder abgebogen.
Lillehammer - 364km, 2/3 waren geschafft, nur noch 180km vor mir! Hier traf ich den
norwegischen ‘Kette-rechts-Fahrer’ wieder, allerdings ohne seinen Kumpel. Der sei, nachdem er an seinem Rennrad einen Platten hatte, mit dem MTB weitergefahren. Nach 18 Min. Pause und einer Trinkflasche voll warmer Brühe gings weiter - mit dem Engländer. Ich glaubte, dass der ‘D-Zug’ schon wieder weg war. 22:30 Uhr und nur die längeren Schatten kündigten die nahende Dämmerung an. Ab Lillehammer sollte erst der anstrengendere Teil der Strecke kommen, da hier immer wieder längere Anstiege kamen, die nach ca. 400km doch nicht mehr so einfach zu fahren waren. Uns lief es trotzdem noch sehr gut, da wir an den Steigungen an manch anderen Teilnehmern regelrecht vorbeiflogen. Wir trafen wieder auf ‘meine’ Gruppe, in der immer noch alles rund lief. Allerdings war nur noch eine Frau mit dabei. An Station Nr. 7 bei Rudshögda fuhr die Gruppe vorbei und ich entschloß mich, bei ihnen zu bleiben. Kurz darauf hielten sie wieder an.
Hier ließ ich mich von Peter verpflegen und nach 12Min. fuhr ich mit der Gruppewieder weiter. Die nächsten Station bei Kolomoen fuhr ich allerdings wieder an, der Engländer auch. Als wir nach 5 Min. weiterfuhren waren, wir wieder alleine. In den Niederungen wurde es recht kalt, so dass ich entschloß, an der nächsten Station eine
Jacke und lange Handschuhe anzuziehen. Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass ich mein Computer-Display nicht mehr lesen konnte. Wir hatten unsere Lichter eingeschaltet. Unser Tempo war noch relativ hoch, auch an den Anstiegen. Nach über 450km hatte ich immer noch super Beine - das Training hat sich offensichtlich ausgezahlt!
In Minnesund - Station Nr. 9 - gab es
Saitenwürstchen,  Kartoffelbrei und 12 Min. Pause. Inzwischen war es 03:00 Uhr morgens und es wurde schon wieder heller. Von Müdigkeit noch keine Spur. Mein Koffein-Gurana-Power-Mix wirke wohl. Auf der Weiterfahrt traf ich wieder auf meine alte Gruppe und später wurden wir auch wieder von dem ‘D-Zug’ eingeholt. Diese bogen dann zur letzten Verpflegungsstelle bei Klöfta ein, die anderen fuhren alle weiter. Noch 35km lagen vor uns. Die Sonne war wieder aufgegangen, warf lange Schatten von uns auf die Straße, und das um kurz nach 04:00 Uhr. Die letzten Anstiege, mit dem berüchtigten allerletzten Anstieg auf der Autobahn nach Oslo lagen vor uns. Diese wurden fast schon im Renntempo hochgefahren, so dass sich unsere Gruppe splittete. Als ich um 05:10 Uhr bei strahlend blauem Himmel und strahlender Sonne über das Ziel in Oslo fuhr, hatten wir für die letzten 33km gerade mal 61Min. gebraucht. ‘Die große Kraftprobe’ war erfolgreich bestanden!
Mein Tacho zeigte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von
32,3 km/h, 550,10 km , 3.267 hm und 17:40h Netto-Fahrzeit an.

Die Dusche der alten Sportanlage war gerademal noch lauwarm zum Händewaschen! Nach einer Katzendusche gings in frische Klamotten und dann - nach etwas Nahrung - um 07:00 Uhr ab ins WoMo.
Endlich schlafen dachte ich. Dachte ich! Der Gurana-Trunk wirkte noch immer. Das immer wärmer werdende WoMo erleichterte das Einschlafen auch nicht gerade, aber irgendwie muss es dann doch geklappt haben. Irgendwann war es dann doch 16:00 Uhr. Wir standen auf und gingen noch ins Zentum zur Stadtbesichtigung.

Fazit:
Die Bedingungen an diesem Wochenende waren für die Strecke - was zumindest mich anbelangt - nahezu optimal! Während der ganzen Strecke wurde ich von aussen nicht naß, es nieselte lediglich 2mal leicht. Zudem gab’s bei der Auffahrt auf das Dovrefjell guten Rückenwind, der sich nach der Abfahrt vom Fjell fortsetzte. Die Temperaturen lagen zwischen 23 Grad und 6 Grad nachts. Das härteste der Strecke war für mich die Fahrt über das wunderschöne Dovrefjell, da ich hier über die Hälfte dieser Strecke alleine in starkem Gegenwind zu fahren hatte.

Unter diesen Bedingungen würde ich Trondheim-Oslo sofort nocheinmal fahren!

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